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I. 1. Tag, Mittwoch, den 10. August Mit dem Zug München - Lindau Lindau - Altenrhein, 43 km |
Ein sonniger Tag nach vielen Regentagen - ein guter Anfang. Um 13.15 in Lindau ist der erste Eindruck am Bodensee südländisch. Der See schimmert blau mit weißen Segelbooten darauf gesprenkelt, viele Menschen drängen auf der Uferpromenade, Seemöven kreisen über uns. Wir machen uns auf den Weg nach Bregenz. Es sind viele Radler unterwegs, aber wenige mit Gepäck, also Tagesausflügler. Umso weiter wir fahren, desto ruhiger wird es. |
Das frisch gemähte Heu duftet betörend süß. Der Weg bleibt nicht am See, geht zwischen Feldern, Mais hauptsächlich, auch zwischen Weinbergen, als wir unserem Tagesziel Altenrhein nähern. In Bregenz essen wir unsere mitgebrachte Brotzeit und trinken einen Kaffee am Ufer. Wir genießen es unterwegs zu sein bei dem tollen Wetter. |
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In Altenrhein, das ist schon in der Schweiz, wollen wir ein Zimmer für die Nacht suchen. Hier im Ort ist nicht sehr viel Tourismus, die Post fungiert auch als Touristenbüro und empfiehlt uns das Hotel Sonne. Das Zimmer ist sehr einfach, die Wände vergilbt, draußen im Flur das Badezimmer, das wir mit anderen teilen. Aber es scheint ruhig zu sein und die Betten sind in Ordnung. Wir können auch hier essen. Außer ein paar Leute am Stammtisch sind wir die einzigen Gäste. |
2. Tag, Donnerstag, den 11. August Altenrhein - Arbon - Konstanz - Berlingen, 60 km |
Von Altenrhein sind es noch vier Kilometer bis Rorschach. Von der Stadt bekommen wir wenig mit, weil der Radweg am Ufer bleibt und wir nicht gewillt sind, uns in den Straßenverkehr zu stürzen. Das Wetter ist herrlich, keine Wolke am Himmel. Erst am Nachmittag kommen Schleierwolken, hoffentlich kein Schlechtwetterzeichen. Wir schauen das Städtchen Arbon, vom Lateinischen Arbor Felix, an und entdecken eine herrliche Altstadt mit Fachwerkhäusern und kunstvollen Fassaden. |
Die weitere Strecke am Bodensee-Radweg ist nicht überall gleich interessant. Wenn der Weg am See verläuft, dann ist er sehr schön, aber sehr oft hangelt er sich durch nichtsagende, neue Wohnsiedlungen und an der Bahnlinie entlang. Zur Mittagszeit erreichen wir Konstanz, Übergang von der Schweiz nach Deutschland zwishen Ober- und Untersee. In der Fußgängerzone wimmelt es. Auf einer schattigen Bank genießen wir unsere Brote zu den Klängen eines jungen Straßenmusikers, der auf Cat Stevens, Bob Dylan & Co. spezialisiert ist. |
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Wir waren zum Mittagessen in Deutschland und jetzt geht es über die Grenze zurück in die Schweiz. Mit 60 Kilometern sind wir zufrieden, ich möchte kein bisschen mehr fahren. In Berlingen, unweit von Konstanz, finden wir ein Zimmer im Hotel zum Schiff. Überhaupt, nicht nur die Lage sondern auch das Zimmer und das Restaurant sind sehr zufriedenstellend. Wir essen auf der Terrasse des Hotel-Restaurants, mit Blick auf den See. Die Salate sind riesig, die würde kein Kaninchen schaffen. Preis für Zimmer mit Frühstück für zwei - 90 Franken, oder etwa 54€. |
Die Preise in der Schweiz sind nicht mehr so exorbitant wie früher, oder wie sie uns früher vorkam. Die Teuerungsrate bei uns, die das Euro mit sich gebracht hat, hat vielleicht unsere Maßstäbe geändert. |
3. Tag Freitag, den 12. August Berlingen - Stein am Rhein - Schaffhausen - Rheinfall - Jestetten, 49 km |
Heute sehen wir viel und fahren wenig. Berlingen ist ein hübscher Ort, auch die Nachbargemeinde Steckborn. Schöne Fachwerkhäuser sind an der Hauptstraße aufgereiht, alles schmucke und gepflegt. Der heutige Radweg verläuft häufig neben Eisenbahngleisen und an Obstplantagen - Apfel und Birne - vorbei. Bei Stein am Rhein ist der Untersee zu Ende und der Rhein setzt seinen Kurs fort. |
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Wir überqueren den Rhein, um nach Stein am Rhein zu kommen. Für diese prächtige mittelalterliche Kleinstadt, bestens erhalten, haben wir das passende Wetter. Die bunten Fresken der Häuserfassaden leuchten in der Sonne. Wir verbringen viel Zeit hier ohne auf die Uhr zu schauen. Bald ist der Vormittag vergangen. Der weitere Weg geht erst einmal steil im Wald hinauf, bevor er wieder runter geht und wir den Rhein wiedersehen. Das Wasser ist kristall klar und es baden etliche, die sich von der Strömung flussabwärts treiben lassen. Das muss doch einen Heidenspass machen. Wir wollen auch flussabwärts, aber nicht ohne unsere Fahrräder. Wir treten weiter. |
Nachmittags sind wir in Schaffhausen. Hier ist es etwas quirliger als in Stein am Rhein. Eine der Hauptsehenswürdigkeiten ist das Kastell Munot, im 16. Jahrhundert nach Dürers Befestigungslehre errichtet. Auch eindrucksvoll und lohnend sind die farbenprächtigen und detailreichen bemalten Fassaden der Altstadt. |
Unweit von Schaffhausen sind die Rheinfälle, wo der Rhein über 20 Meter in die Tiefe stürzt. Felsen und Gischt und rauschendes grünes Wasser - ein Naturspektakel. Nach diesem kühlen Anblick schieben wir unsere Räder in der heißen Nachmittagssonne den steilen Berg hoch nach Neuhausen, von wo aus wir bald einen lieblichen Weg durch den Wald nach Jestetten nehmen können. Wir haben genug für heute gesehen und bleiben gleich in Jestetten. Keine schlechte Entscheidung. Wir sind im Hotel Löwen sehr gut untergebracht. Hier können wir im Freien bei einer lauen Luft auch essen, und zwar hervorragend. |
4. Tag, Samstag, den 13 August Jestetten - Laufenburg, 60 km |
Das Wetter ist mittelmäßig, eher wolkig als sonnig. Schon ab Jestetten fahren wir durch eine schöne Landschaft, Dörfer mit prächtigen Fachwerkhäusern und bunten Gärten. Zuerst geht es nach Lottstetten (wo unser sehr guter Weißwein von gestern abend herstammte), dann Rafz, über die schweizerische Grenze nach Hohentengen, dann eine lange nervende Steigung, optisch kaum wahrnehmbar - die schlimmste Sorte - nach Lienheim, Kadelburg und wieder über die Grenze nach Deutschland vor Waldshut. Der Gegenwind hört nicht auf. Zwischen Dogern und Altenbruck fahren wir ein Stück Dammweg, hübsch und ruhig aber doch ein bisschen langweilig, wie es Dammwege oft an sich haben. |
Am Nachmittag sind wir in Laufenburg, einer Stadt, die zur Hälfte in der Schweiz und zur Hälfte in Deutschland liegt, getrennt durch den Rhein. Die vielen Brunnen, schönen Bürgerhäuser und prächtigen Aushängeschilder begeistern uns. Wir schlafen im Hotel zum Rebstock, einem der ältesten Häuser in Laufenburg, hoch über dem Rhein. Es ist sehr bequem, das Frühstück fantastisch, die Übernachtung kostet 82€. Die schweizerischen Aushängeschilder sind eine wahre Freude und zudem ein lohnendes Fotomotiv. "Da früher nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lesen konnte, war es üblich, Gebäude mit Schildern zu versehen, um den Hausnamen und/oder den Zweck des Gebäudes kenntlich zu machen. Schuster brachten an ihren Häusern z. B. ein Aushängeschild in Form eines Stiefels an usw. Die Schilder sind meist silhouettiert aus Blech hergestellt. Aus Prestigegründen und um die Aufmerksamkeit der Passanten zu erregen, wurden die Umrandungen der Aushängeschilder und die Ausleger oft besonders kunstvoll geschmiedet." |
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