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III. 

9. Tag

Donnerstag, den 18. August

Straßburg - Roppenheim, 55 km 

Bevor wir Straßburg verlassen, machen wir eine Touristen-Rundfahrt mit dem Mini-Tram, bummeln durch die Gassen, fotografieren.

Wieder unterwegs  fahren wir zuerst durch Wald, dann durch Dörfer mit noch mehr grell-bunt angemalten Fachwerkhäusern. Den Rhein sehen wir selten. 

 

Es ist nicht so einfach ein Zimmer im August in der Provinz von Frankreich zu finden. Sehr viele Hotels und Pensionen, ich würde sagen die meisten, haben zu dieser Zeit Betriebsferien, wenn sie nicht ausgesprochen in Ferienorten sind. Es ist ratsam sich telefonisch anzumelden, auch wenn man schon vor verriegelter Tür steht. Dann heißt es, dass jemand kommen wird, sie nehmen schon Gäste. So haben wir in Roppenheim Quartier gefunden, wo alle eigentlich Betriebsferien hatten.

Ich will mich nicht mehr über das teuere,  ja überteuerte Restaurant in Roppenheim aufregen, wo wir hingeraten sind. Auch die vielen Autos mit deutschem Nummernschild davor bürgten nicht für ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

10. Tag

Freitag, den 19. August

Roppenheim - Beinheim - Rheinauen (Grenze) - Germersheim - Lingenfeld, 72 km

Hinter uns dunkle Regenwolken, vor uns klarer Himmel. Rückenwind. Mal sehen, ob das schlechte Wetter uns einholt. Nach dem Frühstück vom Hotel, unserem letzten in Frankreich, mit Baguette und Croissant, führt unser Weg nach Beinheim, wieder viele bunte Häuser, und dann Richtung Rhein. Wir fahren etwa 20 Kilometer durch liebliche, blumenreiche Flussauen, bevor wir die deutsche Grenze erreichen. Am Nachmittag wird es geradezu tropisch mit 30° und schwül. Wir freuen uns auf jeden Zipfel Schatten.

Hier in Deutschland begegnen wir plötzlich vielen Freizeit-Radlern - anderes Land, andere Sitten. Obwohl die Landschaft schöne ist, empfinde ich die geraden, flachen Wege ohne Abwechslung ermüdender als Berge.

 

 

Wir lassen Karlsruhe rechts liegen und sind vor drei Uhr mit 65 km auf dem Tacho in Germersheim, einer sehenswerten Festungsstadt. Hier holen uns die Regenwolken ein, zum Glück sind wir nicht auf offenem Feld. Ein paar Kilometer weiter, in Lingenfeld, machen wir Schluss für den Tag.  Als wir in unserem Zimmer sind, regnet es, schüttet es, gießt es aus vollen Kübeln, cats and dogs. Aber wir sind schon untergebracht.

Im Ort essen wir Pizza beim Italo-Jugo-Griechen. Er ist um einiges sympathischer als das pseudo-vornehme Lokal von gestern, und kostet ein Viertel davon.

 

11. Tag

Samstag, den 20. August

Lingenfeld - Speyer - Mannheim, 48 km

Der Himmel ist bedeckt und es ist kühler geworden, aber heute haben wir nicht viel vor. Es sind 20 Kilometer, hauptsächlich auf dem Rheindamm, nach Speyer und weitere 25 Kilometer bis Mannheim. So haben wir genug Zeit, diese zwei Städte in aller Ruhe anzuschauen.

In Speyer sind der Kaiserdom und die Innenstadt auf dem Tagesplan. Der Kaiserdom zu Speyer wurde 1981 als das bedeutendste und größte romanische Bauwerk Europas in die Liste der UNESCO-Weltkulturgüter aufgenommen. Die Dimensionen des Doms sind tatsächlich überwältigend.

Bevor wir weiter fahren, suchen wir  einen Buchladen auf. Hier rüsten wir uns für die weitere Reise. Jetzt erst entschließen wir uns dazu, bis nach Rotterdam und ans Meer zu fahren. Das wäre doch eine runde Sache und Zeit haben wir ja. Dafür kaufen wir das bikeline-Radtourenbuch Rhein-Radweg Teil 3, und zwar zweimal. Janos ist der bessere Kartenleser, gebe ich zu, aber ich orientiere mich gerne an der Karte beim Fahren und mache auch mal einen hilfreichen Beitrag zur Routensuche. Ohne Karte vor mir möchte ich nicht fahren.

Wir fahren weiter am Rheindamm, wobei wir den Rhein gar nicht sehen können. Bei der Kollerinsel nehmen die Fähre zum rechten Ufer und kommen auf einem etwas mühsamen und nicht sehr schönen Weg durch Rheinau und Neckarau nach Mannheim.

Die Innenstadt von Mannheim ist eine Enttäuschung. Im Krieg ist wohl ziemlich alles zerstört worden, denn heute herrscht, abgesehen von einigen historischen Bauten, vorwiegend fünfziger Jahre Architektur.

 Interessant ist der Straßenplan, der von der ursprünglichen Stadtplanung erhalten geblieben ist. Die Stadt ist als Gitter mit einer einzigartigen Nummerierung aus Buchstaben und Zahlen ausgelegt, so dass jedes “Quadrant” eine Bezeichnung hat. Zum Beispiel, unser Hotel, Alter Simpl, ist in P4. Das Quadrant P4 hat vier Seiten und die Häuser von P4 sind um das Quadrant nummeriert.

Das Zimmer im alten Simpl ist hell und sauber ... und scheint ruhig zu sein. Später stellt es sich heraus, dass das Hotel direkt am Samstagabend-Autokorso liegt. Die Autos dröhnen auf und ab mit Stereoanlage auf voller Lautstärke. Für solche Fälle habe ich immer Oropax dabei.

 

12. Tag

Sonntag, den 21. August

Mannheim - Ludwigshafen - Oppenheim,62 km

 

Sehr grau und kühl. Im Lauf des Tages Regen und erst am Abend ein heller Himmel. Und immer Gegenwind, was den Tag mehr oder weniger prägt. Das Fahren ist Schwerarbeit. In der Früh schauen wir uns Mannheim noch ein bisschen an - Wasserturm, Kirche, Schloss. Anschließend fahren wir über die Brücke zum linken Ufer nach Ludwigshafen. Es geht weiter an dem unendlich großen BASF-Werkgelände vorbei mit ihren riesigen Fahrradparkplätzen. Die Beschäftigten kommen nicht zu ihrem Arbeitsplatz etwa mit Auto sondern ab dem Geländetor mit dem Firmenfahrrad. Es stehen Tausende da.

Der Radweg führt weiter über offenes Feld bis nach Worms. Auch hier ist sehr viel im Krieg zerstört worden. Der Kaiserdom, so wie in Speyer, ist immens und eindrucksvoll.

 

 

Für heute haben wir Oppenheim als Ziel gesteckt. Wir nehmen die Radwegvariante auf den Rheinterrassen, weg vom Wasser, nah am Wein. Es ist heute einfach zu grau um diese Strecke angemessen schön zu finden, mit Sonne ist sie gewiss begeisternd. Oppenheim, die führende rheinhessische Weinstadt, hat schöne Straßen und Plätze - und guten Wein, natürlich.

Wir essen in einer unprätensiösen aber sehr guten Kneipe, die auf Steak spezialisiert ist, und trinken den vom Wirt empfohlenen Wein, einen Wein, der Oppenheims Ruf nur bestätigen kann. Unser Quartier ist in einer schlichten Pension am Hauptplatz. Ich glaube, ich bin in die 50er Jahre zurückversetzt worden. Seitdem ist am Dekor nichts geändert worden.

 

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