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1.
Auf dem Weg über
Neuf Brisach, Lunéville, Fontainebleau

 

Samstag, den 21. Mai

Wir sind den zweiten Tag unterwegs, haben eine Nacht im Regen gezeltet und sind trotzdem noch ganz guter Dinge. Am Vormittag kommen wir nach Neuf-Brisach, einem Städdtchen, das als achteckige Zitadelle um 1700 gebaut wurde. Wir nehmen die Räder vom Heckträger herunter, denn die Innenstadt lässt sich bestimmt wunderbar mit Rad besichtigen, auch die Außenmauern und Umgebung. Pech gehabt. Wir sind nicht lange unterwegs, bevor es wieder anfängt zu regnen. Wir kehren schnell zum Auto zurück und fahren weiter.

Luftansicht von Neuf-Brisach

 Da die Stadt auf einer Ebene angelegt wurde, war es möglich, die Idealform des Festungsbaus umzusetzen. Damit war die Stadtanlage repräsentativ für die Militärarchitektur des Barock, als unter Ludwig XIV. viele befestigte Städte an den französischen Grenzen angelegt wurden. Erbaut wurde die Stadt vom Festungsbauer Vauban, der sie als Planstadt im Form eines Achtecks mit zentralem Exerzierplatz, der heute als Marktplatz genutzt wird und einem schachbrettförmig angelegten Straßennetz, als Idealform einer Festungsstadt anlegte. In der Stadt gab es Unterkünfte für die Soldaten und Offiziere, Versorgungseinrichtungen, eine Kirche, Häuser für nicht-militärische Einwohner der verschiedenen Stände sowie eine beeindruckende Anlage aus Mauern, Gräben und Toren um die Stadt.

Schon  in Lunéville vor Nancy machen wir Halt, damit wir Zeit haben, das nasse Zelt trocknen zu lassen. Der Zeltplatz liegt direkt neben den Gärten des Chateau de Lunéville. Mit ein bisschen mehr Sonne wäre das Ganze reizvoller, trotzdem macht es Spass mit den Rädern den Park zu besuchen. Leider macht ein Regenguss kurzen Prozess mit unserer Spazierfahrt.

Als Start der 7. Etappe der Tour de France 2005, eines der längsten Teilstücke, dürfte der Name Lunéville auch manchen vertraut sein.

 

Lunéville war im 18. Jahrhundert zunächst unter dem Herzog von Lothringen und Bar, Leopold I., und danach unter Stanislas Leszczynski Fürstensitz und hat aus jener Zeit außergewöhnliche architektonische Kulturgüter geerbt, die aus dem Jahrhundert der Aufklärung stammen: das Schloss, das den wahrhaften Charakter des "lothringischen Versailles", wie Lunéville auch genannt wird, zum Ausdruck bringt, der weitläufige "Parc des Bosquets", die Saint-Jacques-Kirche, die Synagoge, ein wunderbares "Théâtre à l’italienne"…

Und weil es kurz aufhört zu regnen, fange ich leichtsinnigerweise an zu kochen. Kochen im Freien, versteht sich. Wo sonst. Wir genießen dabei ein Campari Soda und fühlen uns pudelwohl - bis es wieder anfängt zu regnen. So mit Regenjacke und halb unter dem aufgeklappten Heck vom Auto wird weiter gekocht. Dann sitzen wir zusammengekauert unter der Heckklappe wie zwei begossene Pudel und essen Spaghetti mit Thunfischsauce. Es schmeckt trotz allem, oder vielleicht erst recht. 

 

Sonntag, 22.05.05

Der Zeltplatz, den ich uns ausgesucht habe, liegt an der Seine, sechs Kilometer von Fontainebleau entfernt, im Forêt de Fontainebleau. Hier ist es wirklich paradiesisch, unter Eichen und Buchen, ihre Stämme mit Efeu bewachsen, zartes Vogelgezwitscher ...

Am Abend schwingen wir uns auf unsere Räder und gehen auf Essenssuche im Ort. Die Fahrt an der Seine entlang ist reizvoll, es gibt kaum Verkehr auf dieser abgelegenen kleinen Straße. Die Atmosphäre erinnert ein bisschen an Starnberg vor München: Samois-sur-Seine als Naherholungsgebiet von Paris mit schönen Residenzen, manche sind ziemlich herrschaftlich, manche vergessen und verkommen am Seine-Ufer.

Montag, den 23. Mai

Wir radeln durch die weitläufige Parkanlage von Fontainebleau, das Schloss lässt sich noch nicht erblicken. Ich bin begeistert - wir sind hier in Fontainebleau mit den Rädern, so wie ich es in München an meinem Schreibtisch geplant habe. Die Lage und Gärten haben sehr viel Charme, das asymetrische Schloss, riesig groß und unüberschaubar, liegt wunderschön in dem Park eingebettet.

Das Schloss Fontainebleau war jahrhundertelang eine oft besuchte Residenz der französischen Könige. Es liegt am Rande eines der größten Wälder Frankreichs, der den Herrschern als beliebtes Jagdgebiet diente. Die erste königliche Residenz wurde hier im 12. Jh. gebaut. Im 16. Jh. ließ Franz I. das Schloss gründlich umbauen. Die bedeutendsten französischen Architekten dieser Zeit (Gilles Le Breton, Pierre Chambiges, Pierre Girard) schuffen hier, in enger Zusammenarbeit mit den italienischen Künstlern (Le Rosso, Le Primatice, Nicolo Dell'Abate u.a.), einen der schönsten Renaissance-Bauten Frankreichs.

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